Widerstand im Zuge der Freiheitsaktion Bayern 

Im Frühjahr 1945 ist der Frieden zum Greifen nah. Nach fünfeinhalb Jahren Krieg besetzen amerikanische Truppen Bayern. Sie dringen aus nordwestlicher Richtung vor. Da sie auf Gegenwehr stoßen, zieht sich ihr Vormarsch über mehrere Wochen hin. Während Unterfranken bereits Ende März 1945 befreit wird, dauert es am Alpenrand bis Anfang Mai. Es sind Wochen zwischen Hoffen und Bangen. Ungewissheit herrscht: Was wird kommen? Wie verhält man sich richtig? Nicht immer geht die Befreiung glimpflich ab: Wer die weiße Fahne als Zeichen der Kapitulation zu früh hisst, riskiert die Rache der NS-Fanatiker. Wer sie zu spät aufzieht, muss mit dem Beschuss durch US-Truppen rechnen.
In dieser Situation wagt im Raum München der Widerstandskreis "Freiheitsaktion Bayern" einen Aufstand. Ziel ist es, den Krieg sofort zu beenden und sinnlose Verteidigungsaktionen des sogenannten Volkssturms zu unterbinden. Im Rundfunk ergeht am 28. April 1945 der Aufruf an die Bevölkerung, sich dem Aufstand anzuschließen und lokale NS-Größen abzusetzen. In Südbayern werden daraufhin fast 1.000 Menschen aktiv. Doch ihr Unternehmen scheitert: Die NS-Machthaber können sich ein letztes Mal durchsetzen. 58 Menschen verlieren dabei ihr Leben.

Auch in Planegg reagieren im Ortsteil Kreuzwinkel acht mutige Männer auf diesen Aufruf und riskieren dabei ihr Leben. Ein Jahr später verfassen sie ein schriftliches Protokoll über die dramatischen Ereignisse in den letzten Kriegstagen. 

Alois Roth, Wirtschaftsprüfer und Treuhänder, einer der Hauptprotagonisten der FAB-Aktion in Kreuzwinkel vom 28. April 1945.  
Rechts im Hintergrund seine Tochter Gabriele, die die Aktion als 13jähriges Mädchen teilweise miterlebt hat. 
(Foto, ca. 1948)

Das Haus des Herrn Roth in der Karlstraße 15, in dem sich die "Anti-Nazi"-Aktion abspielte. 

Reinhold Schüner, Oberingenieur, Karlstr. 5
Auch Reinhold Schüner gehörte zu den Männern, die sich in den letzten Kriegstagen noch für eine friedliche Kapitulation ohne Blutvergießen in Kreuzwinkel eingesetzt haben und damit ihr Leben riskierten. 

 

Das Protokoll in voller Länge als Podcast (9:27)

Gabriele Steinherr, geb. Roth, schildert in einem Zeitzeugeninterview des HdBG im Jahr 2013, wie sie als 13jährige Tochter von Alois Roth die Ereignisse in ihrem Elternhaus in der Karlstraße 15 miterlebt hat. 
(Der Beitrag wurde gekürzt und geschnitten.)