Otto Pippel SelbstporträtGemeindearchiv Planegg

Otto Pippel - Vita

Leben und Werk des Künstlers

Der in Lódz geborene Künstler lebte mit seiner Familie seit 1909 in Planegg. Zu diesem Zeitpunkt hatte er gerade einen Aufenthalt in der Kunstmetropole Paris hinter sich, von wo er entscheidende Inspirationen durch die großen Impressionisten mitbrachte. Nach einem Studium in Straßburg, Karlsruhe und Dresden und Studienreisen durch verschiedene Länder fand er nun in der Münchner Kunstszene Anschluss und wurde im Würmtal heimisch. Er lebte und malte hier gut 50 Jahre lang im Stil des deutschen Spätimpressionismus. Seine Landschaften, Interieurs und vor allem Park- und Straßenszenen aus München sowie anderen europäischen Städten erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit bei Kunstsammlern. 

Im Herbst 2023 fand in der Archivgalerie eine Ausstellung über Otto Pippel statt. Anlässlich dieser Präsentation stellte das Gemeindearchiv folgende tabellarische Biografie zusammen. 

 

1878

Am 10. Februar kommt Otto Pippel im polnischen Łódź (zu diesem Zeitpunkt russisches Zarenreich) zur Welt. 
Łódź gilt zu diesem Zeitpunkt als eines der bedeutendsten Zentren der Textilproduktion.

Seine Eltern, Eduard Pippel und Maria, geb. Braun, stammen von deutschen Einwanderern ab. Sie arbeiten als Weber für Marias Schwager, Robert Biedermann, der eine Textilfabrik in Łódź besitzt und zu den wichtigsten Industriellen der Stadt gehört.

Ottos beiden ältere Brüder, Eduard (geb. 1868) und Alfred (geb. 1871), betreiben später ein Fotogeschäft in Łódź.

1890Am 5. November stirbt Ottos Vater, Eduard Pippel. Otto ist zu diesem Zeitpunkt 12 Jahre alt.
1892

Beginn einer Ausbildung zum Dekorationsmaler.

Otto wird früh von seiner Tante Adelma Emma und deren Ehemann Robert Biedermann finanziell unterstützt.

1896

Eintritt in die Kunstgewerbeschule Straßburg. Sein Lehrer dort ist der Münchner

Jugendstil-Künstler und Dekorationsmaler, Anton Seder (1850–1960).

1897—1900

Militärdienst im Infanterieregiment des russischen Zarenreichs,

davon ein Jahr als Soldat und drei Jahre als Bratschist und Violinist im Militärorchester.

1903Am 19. November Heirat mit Elfriede Jungnickel (geb. 8.10.1883), Tochter eines Dekorationsmalers, in Łódź.
190430. November: Geburt von Sohn Kurt Alfred (später Pianist).
1905—1906

Besuch der Kunstakademie Karlsruhe.

Unterricht bei Friedrich Fehr, Julius Biedermann, Victor Weißhaupt.

1907—1908Besuch der Kunstakademie in Dresden, Unterricht bei Gotthard Kuehl. 
Das Studium wird finanziert durch Paula Richter, Łódźer Fabrikbesitzerin und Schwester von Robert Biedermann.
190705. Februar: Geburt von Sohn Walter Hermann (später Künstler, „Walter P. Anders“).
1908Krim-Reise, Sommeraufenthalt bei Gustav Biedermann.
1909Am 01. August Zuzug nach Planegg in die Heimstättenallee 12.
190909. August: Geburt von Sohn Harry (später Ingenieur).
1909Im Herbst: Erste Paris-Reise und Begegnung mit der Kunst der französischen Impressionisten.
1910Am 9. August wird Otto Pippel mit seiner Familie im Königreich Bayern und damit im Deutschen Reich eingebürgert. 
Eintritt in die Münchner Künstler-Sänger-Vereinigung.
1911Februar: Mitglied der Münchner Künstlervereinigung „Luitpoldgruppe“. 
Oktober: Teilnahme an der Jubiläumsausstellung zu Ehren des 90. Geburtstags des Prinzregenten Luitpold im Münchner Glaspalast. 
Beginn regelmäßiger Beteiligung an den Jahresausstellungen der Münchner Künstlergenossenschaft im Glaspalast.
1915—1918Teilnahme am Ersten Weltkrieg als Dolmetscher für Russisch und Polnisch im Kriegsgefangenenlager Lechfeld.
1915Beginn der Zusammenarbeit mit dem bedeutenden Münchner Kunstmäzen und Galeristen Franz Josef Brakl (1854—1935), der Pippel von nun an fördert.
1922Sturz vom Balkon des Planegger Wohnhauses. Mehrmonatiger Krankenhaustaufenthalt in der „Krecke-Klinik“ in München.
1925April: Ausstellung in der Dresdener Kunsthalle.
1927Mai bis Juni: Sonderausstellung in der Städtischen Galerie Worms.
1932Otto Pippel illustriert 14 Kreuzwegstationen von Lochham bis Maria Eich und verzichtet dabei auf ein Honorar. (In der Zeit des Nationalsozialismus werden diese zerstört.)
1933Ausstellung in der Galerie Siegfried Jordan, München.
1938

Februar: Jubiläumsausstellung zum 60. Geburtstag im Münchner Kunstverein.

August: Ausstellung im Kunsthaus Hirrlinger, Stuttgart.

Seit November: Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste.

1939

Otto Pippel reicht ein Gemälde für die „Große Deutsche Kunstausstellung“ im Haus der Kunst ein, dessen Annahme abgelehnt wird.

Seit 01. November: Mitgliedschaft in der NSDAP.

1942September/Oktober: Ausstellung in Pippels Geburtsstadt Łódź (zu diesem Zeitpunkt: „Litzmannstadt“).
1943März: Ausstellung in Plauen.
1951Am 5. Juni stirbt Otto Pippels Ehefrau Elfriede.
1960

Am 17. Mai stirbt Otto Pippel in Planegg.

Das Familiengrab befindet sich auf dem Planegger Friedhof.

1990er Jahre

Überlegungen zu einem Otto-Pippel-Museum in Planegg.

Ankauf von 12 Gemälden für die gemeindliche Sammlung.

2001Im April veranstaltet der Elisabethen-Verein unter dem Vorsitz von Anna Eggenhofer-Stübner im katholischen Pfarrsaal eine eintägige Pippel-Ausstellung mit 33 Bildern aus Privathaushalten. Es erscheinen über 500 Gäste.

 

(Barbara Reinicke, Oktober 2023)